Die Oldenburger Pferderasse verkörpert eine beeindruckende Verbindung aus Eleganz, Kraft und Charakter. Diese norddeutsche Warmblutrasse hat sich vom kräftigen Kutschpferd zum international erfolgreichen Sportpferd entwickelt. Mit ihrer bemerkenswerten Geschichte, den charakteristischen Eigenschaften und ihrer Bedeutung in der modernen Pferdezucht nehmen Oldenburger Pferde einen besonderen Platz in der Welt des Reitsports ein.
Die Geschichte der Oldenburger Pferde
Historische Darstellung eines Oldenburger Pferdes aus dem 17. Jahrhundert
Die Zuchtgeschichte der Oldenburger Pferde reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Namensgebend ist das Hauptzuchtgebiet Oldenburg in Norddeutschland, wo einer der größten deutschen Pferdezuchtverbände beheimatet ist. Hier wurde nachweislich bereits seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts die Zucht der sogenannten „Alt-Oldenburger“ betrieben.
Einen Höhepunkt erreichte die Oldenburger Pferdezucht unter Graf Anton Günther (1583-1667). Während seiner Lebenszeit legte er den Grundstein für die Oldenburger Zucht. Er begann damit, die Rasse optisch zu veredeln und etwas leichter und eleganter zu züchten, ohne dass das Pferd dabei an Kraft verlor. Der Oldenburger wurde im 17. Jahrhundert aus kräftigen Zug- und Arbeitspferden als kräftiges und elegantes Kutschpferd entwickelt.
Wichtige Meilensteine in der Zuchtgeschichte waren die erste Hengstkörung im Jahr 1820 und die Einführung des Stammregisters im Jahr 1861. Im Jahr 1923 gründete sich der „Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V.“, der aus zwei bisherigen Pferdezuchtverbänden entstand.
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Historische Pferdezucht entdeckenVom Kutschpferd zum modernen Sportpferd
In den 1950er Jahren änderte sich das Zuchtziel der Rasse grundlegend. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft wurden Pferde weniger als Arbeits- und Zugtiere benötigt. Durch Kreuzung mit Vollblütern, Hannoveranern und Holsteinern hat sich die Rasse seit dieser Zeit zu einem edlen Sportpferdetyp mit internationalen Erfolgen weiterentwickelt.
Diese gezielte Einkreuzung leichterer Rassen führte zu einem eleganten, athletischen Pferd, das den Anforderungen des modernen Reitsports gerecht wird. Heute ist der Oldenburger ein bekannter Sportpferdetyp mit großen internationalen Erfolgen in verschiedenen Disziplinen.
Zuchtverbände und Organisation
Im Jahr 2001 trennte sich ein eigenständiger Springpferdezuchtverband vom Oldenburger Verband ab. Dieser firmiert unter dem Namen „Springpferdezuchtverband Oldenburg-International e.V.“ und züchtet mit eigenem Zuchtbuch die Rasse Internationale Oldenburger Springpferde. Beide Verbände kooperieren jedoch miteinander und betreiben unter anderem eine gemeinsame Internetpräsenz.
Im Dezember 2011 wurde von beiden Verbänden der gemeinsame Dachverband „Oldenburger Pferdezuchtverband e.V.“ gegründet. Zur Unterscheidung der Rassen wird für die Springpferdezucht die Abkürzung OS und für die Zucht des Verbandes der Züchter des Oldenburger Pferdes die Abkürzung OL verwandt.
Oldenburger Pferde bei einer offiziellen Zuchtschau
Die Zuchtverbände spielen eine entscheidende Rolle bei der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Rasse. Sie organisieren Körungen, Leistungsprüfungen und Zuchtschauen, um die besten Tiere für die Zucht auszuwählen. Durch diese sorgfältige Selektion wird der hohe Standard der Oldenburger Pferde gewährleistet.
2016 belegte der Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. den 3. Platz im weltweiten Stutbuch-Ranking für Dressurpferde der WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses), was die internationale Bedeutung der Rasse unterstreicht.
Rassemerkmale und Eigenschaften
Typische Rassemerkmale eines modernen Oldenburger Pferdes
Körperbau und Erscheinungsbild
Der moderne Oldenburger entspricht in seinem Erscheinungsbild dem kräftigen Sportpferdetyp. Mit einem Stockmaß von 165 bis 179 cm sind Oldenburger großrahmige, langbeinige Pferde mit starken Knochen. Sie weisen ein korrektes Fundament und kräftige, trockene Gliedmaßen auf.
Der Rumpf ist breit und gut bemuskelt und weist einen stark ausgebildeten Rücken und einen ausgeprägten Widerrist auf. Die Kruppe ist gut bemuskelt und wenig abfallend. Moderne Oldenburger weisen lange und steile Schulterpartien und einen kräftigen langen Hals auf. Der Kopf ist mittelgroß und weist ein gerades Profil auf. Der früher für Oldenburger typische Ramskopf ist heute bei dem modernen Sportpferdetyp durch entsprechende Einzüchtung weitestgehend verschwunden.
| Merkmal | Beschreibung |
| Stockmaß | 165-179 cm |
| Gewicht | 510-700 kg |
| Farben | Alle Grundfarben, Schecken eher selten |
| Haupteinsatzgebiet | Sport- und Kutschpferd |
| Verbreitung | Vor allem in Deutschland, ca. 310 Zuchthengste und ca. 8.400 Zuchtstuten |
Charakter und Temperament
Der Oldenburger ist ein gutmütiges Pferd mit einem ausgezeichnet starken Charakter. Er ist mutig und vernünftig. Trotz seiner hohen Leistungsbereitschaft und Motivation verfügt der Oldenburger über ein ausgeglichenes Temperament. Er ist in der Regel ruhig und gelassen, was ihn zu einem verlässlichen Partner macht.
Diese Eigenschaften machen Oldenburger Pferde nicht nur für den Turniersport, sondern auch für ambitionierte Freizeitreiter attraktiv. Ihr ausgeglichenes Wesen ermöglicht es auch weniger erfahrenen Reitern, mit diesen großrahmigen Pferden zurechtzukommen.
Das freundliche und aufmerksame Wesen ist typisch für Oldenburger Pferde
Bewegungsablauf und Gangarten
Alle drei Gangarten des Oldenburgers sind leicht, raumgreifend und taktmäßig. Die natürlichen Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp zeichnen sich durch ihre Qualität und Ausdrucksstärke aus. Der Oldenburger verfügt über einen energischen Schub aus der Hinterhand, was ihm besonders in der Dressur zugute kommt.
Die ausdrucksstarke Trabaction ist ein Markenzeichen der Oldenburger Pferde
Der Schritt ist raumgreifend und taktmäßig. Im Trab zeigt der Oldenburger eine gute Knieaktion und Schwebe, während der Galopp durch Raumgriff und Balance besticht. Diese Bewegungsqualität ist das Ergebnis gezielter Zuchtarbeit und macht den Oldenburger zu einem hervorragenden Dressurpferd.
Durch sein Springvermögen und seine Wendigkeit eignet sich der Oldenburger außerdem als ausgezeichnetes Springpferd. Die Kombination aus Kraft, Elastizität und Raumgriff in den Grundgangarten bildet die Basis für seinen Erfolg in verschiedenen Reitsportdisziplinen.
Einsatzgebiete und sportliche Erfolge
Oldenburger Pferde glänzen besonders in der Dressur
Oldenburger Pferde sind vielseitige Sportpartner, die in verschiedenen Disziplinen erfolgreich eingesetzt werden. Besonders in der Dressur haben sie sich einen Namen gemacht, wo ihre ausdrucksstarken Bewegungen und ihr kooperatives Wesen zum Tragen kommen.
Zu den bekanntesten und erfolgreichsten Vertretern der Rasse gehören beispielsweise:
- Bonfire – Vier olympische Medaillen (u. a. Goldene Medaille in der Einzelwertung) in Sydney, 2000
- Donnerhall – zweimaliger Mannschaftsweltmeister (Dressur), bekannter Oldenburger Deckhengst
- Relevant – 2002 WM-Mannschaftssilber, 2003 EM-Einzelsilber, 2004 Mannschaftsbronze Dressur bei den Olympischen Spielen in Athen
- Sandro Boy – Weltcupfinalsieger 2006 im Springen
- Weihegold – Olympische Silbermedaille in der Einzelwertung und Goldmedaille mit der Mannschaft 2016 in Rio de Janeiro
Neben Dressur und Springen werden Oldenburger auch erfolgreich im Fahrsport eingesetzt. Ihre Kombination aus Kraft und Eleganz macht sie zu idealen Kutschpferden für den Fahrsport auf höchstem Niveau.
Auch im Springreiten sind Oldenburger Pferde international erfolgreich
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Jetzt für Newsletter anmeldenZucht und Selektion
Die Zucht der Oldenburger Pferde unterliegt strengen Qualitätskriterien. Nur die besten Hengste und Stuten werden zur Zucht zugelassen, um die herausragenden Eigenschaften der Rasse zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Oldenburger Stute mit Fohlen – die Zukunft der Rasse
Die Selektion erfolgt durch Körungen, Leistungsprüfungen und Zuchtwertschätzungen. Bei der Auswahl der Zuchttiere wird besonderer Wert auf Gesundheit, Charakter, Bewegungsqualität und Leistungsbereitschaft gelegt. Durch diese sorgfältige Selektion konnte die Rasse kontinuierlich verbessert werden.
Heute sind etwa 310 Zuchthengste und rund 8.400 Zuchtstuten beim Oldenburger Pferdezuchtverband registriert. Diese vergleichsweise kleine Population zeigt, wie selektiv die Zucht betrieben wird, um die hohe Qualität der Rasse zu sichern.
Vergleich mit anderen Warmblutrassen
| Merkmal | Oldenburger | Hannoveraner | Holsteiner |
| Größe | 165-179 cm | 165-175 cm | 160-172 cm |
| Haupteinsatz | Dressur, Springen | Vielseitig, Dressur | Springen |
| Charakter | Ausgeglichen, leistungsbereit | Sensibel, intelligent | Mutig, temperamentvoll |
| Besonderheit | Ausdrucksstarke Bewegungen | Vielseitigkeit | Springvermögen |
Haltung und Pflege
Artgerechte Haltung ist wichtig für das Wohlbefinden der Oldenburger Pferde
Eine artgerechte Haltung ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Oldenburgers. Entsprechend seiner Größe und Leistungsbereitschaft benötigt er viel Beschäftigung und Platz zur freien Verfügung. Offenstallhaltung mit ausreichend großem und trockenem Unterstand oder Boxenhaltung mit täglichem mehrstündigem Weidegang sind empfehlenswert.
Als soziale Tiere brauchen Oldenburger die Gesellschaft anderer Pferde und sollten niemals alleine gehalten werden. Regelmäßige Bewegung, sei es durch Reiten, Longieren oder freies Laufen, ist wichtig für ihre körperliche und mentale Gesundheit.
Fütterung
Die Grundlage der Fütterung sollte aus ausreichend hochqualitativem Raufutter in Form von Heu oder Heulage bestehen. Bei den meisten Pferden genügt ausreichend Raufutter in Kombination mit einem guten Mineralfutter, um ihren Energiebedarf zu decken und sie mit allen lebensnotwendigen Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen.
Kraftfutter sollte nur bei Bedarf zugefüttert werden, etwa bei Pferden im intensiven Training oder bei besonderen Anforderungen. Eine ausgewogene Ernährung, frisches Wasser und regelmäßige Wurmkuren sind Grundvoraussetzungen für die Gesunderhaltung.
Vorteile der Oldenburger Pferde
- Ausgeglichenes, gutmütiges Wesen
- Vielseitige Einsatzmöglichkeiten im Sport
- Ausdrucksstarke, raumgreifende Bewegungen
- Robuste Gesundheit und Langlebigkeit
- Hohe Leistungsbereitschaft
Herausforderungen bei Oldenburger Pferden
- Höherer Pflegeaufwand durch Größe
- Höhere Futterkosten
- Benötigen erfahrene Ausbildung
- Anspruchsvolle Haltungsbedingungen
- Vergleichsweise hoher Anschaffungspreis
Kauf und Preisgestaltung
Wenn du dich für Oldenburger Pferde interessierst und einem Vertreter der Rasse ein Zuhause geben möchtest, solltest du wissen, dass die Preise stark variieren können. Alter, Ausbildungsstand, Abstammung, Gesundheitszustand und bisherige Erfolge beeinflussen den Preis maßgeblich.
Oldenburger Pferde werden oft auf speziellen Auktionen angeboten
Oldenburger Pferde kannst du als Fohlen oder als Nachwuchspferde direkt beim Züchter oder auf den Auktionen des Verbandes kaufen. Oftmals liegen die Preise für gut gezogene, angerittene Jungpferde im fünfstelligen Bereich. Fohlen oder roh ausgebildete Pferde können im oberen vierstelligen Bereich beginnen.
Sportlich erfolgreiche oder besonders vielversprechende Pferde erreichen hingegen oft mittlere bis hohe fünfstellige Summen und in Einzelfällen sogar darüber hinaus. Bei der Auswahl eines Pferdes ist es wichtig, nicht nur auf den Preis zu achten, sondern vor allem auf die Gesundheit, den Charakter und die Eignung für den gewünschten Einsatzbereich.
Sind Oldenburger Pferde für Anfänger geeignet?
Das Wesen der Oldenburger besticht mit Intelligenz, Nervenstärke und Ausgeglichenheit. Sie können damit für Anfänger geeignet sein, allerdings sollte bei der Entscheidung immer der individuelle Charakter und die Veranlagung des einzelnen Pferdes berücksichtigt werden. Außerdem sollte auf ein stimmiges Verhältnis zwischen Körpergröße des Menschen und Stockmaß des Pferdes geachtet werden.
Wie alt werden Oldenburger Pferde?
Ein Oldenburger kann zwischen 25 und 30 Jahre alt werden. Bei guter Pflege und artgerechter Haltung können sie auch im Alter noch fit und gesund sein. Viele Oldenburger bleiben bis ins hohe Alter reitbar und aktiv.
Gibt es rassetypische Krankheiten bei Oldenburgern?
Beim Oldenburger gibt es keine typischen Krankheiten, zu denen die Pferde dieser Rasse besonders neigen. Da er jedoch ein sehr beliebtes Sportpferd ist, das auch verstärkt im Leistungssport eingesetzt wird, können beim Oldenburger häufiger Erkrankungen des Bewegungsapparates auftreten, wie Schäden an Bändern und Sehnen, Arthrose oder Kissing-Spines.
Fazit: Die Bedeutung der Oldenburger Pferde heute
Der moderne Oldenburger – eine perfekte Verbindung aus Kraft und Eleganz
Der Oldenburger hat sich vom schweren Kutschpferd zu einem eleganten, leistungsstarken Sportpferd entwickelt, das in allen Disziplinen des Reitsports erfolgreich ist. Seine Vielseitigkeit, sein ausgeglichenes Wesen und seine beeindruckenden Bewegungen machen ihn zu einem geschätzten Partner für Reiter aller Leistungsklassen.
Die sorgfältige Zuchtarbeit der Verbände hat dazu beigetragen, dass der Oldenburger heute zu den erfolgreichsten Sportpferderassen der Welt gehört. Trotz der vergleichsweise kleinen Population haben Oldenburger Pferde einen großen Einfluss auf die internationale Sportpferdezucht.
Mit seiner beeindruckenden Geschichte, seinen herausragenden Eigenschaften und seiner Bedeutung für den Reitsport verkörpert der Oldenburger das Ideal eines modernen Sportpferdes – eine gelungene Verbindung aus Tradition und Fortschritt.
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